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Online-Shoppen im Ausland Online-Shoppen im Ausland

Veröffentlicht: | geschätzte Lesezeit: ca. 12 Minuten

Online-Shoppen im Ausland - aufpassen!

Gehen wir mal davon aus, wir wollen dringend die neue DVD unserer (etwas exotischeren) Lieblingsserie bestellen – im Original, versteht sich, schließlich ist die deutsche Synchronisierung ja lausig. Hier in Deutschland ist dieses exklusive Produkt jedoch leider (noch) nicht verfügbar. Was nun? Einfach per Internet in die USA surfen und mit ein paar Klicks einkaufen, oder?

Grundsätzlich ja kein Problem. Praktisch gibt es jedoch unter Umständen ein Haar in der leckeren Suppe. Denn hierbei handelt es sich um das sogenannte "Cross-Border E-Commerce" bzw. das Online-Einkaufen über politische und geographische Ländergrenzen hinweg. Da gibt es ein paar Regelungen zu beachten, damit alles reibungslos funktioniert und keine unangenehmen Überraschungen auftreten.

Doch keine Sorge! Mit unserem Artikel seid ihr up-to-date, spart euch den Anwalt und wisst, was auf euch zukommen kann. Also los geht's!

Wie sind die rechtlichen Rahmenbedingungen?

rechtliche Rahmenbedingungen beim Online-Shoppen im Ausland

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Gesetzestexte sind lang und trocken, ja. Aber wir brauchen diese Regelungen, damit Online-Handel überhaupt in dieser Form funktionieren kann. Ein paar Dinge sind dem regelmäßigen Online-Besteller vermutlich bereits geläufig, wie zum Beispiel der Widerruf oder unsere Gewährleistungsrechte hier in Deutschland.

Die gute Nachricht: Ist ein Shop ausdrücklich auf Deutschland ausgerichtet (egal, in welchem Staat er seinen Sitz hat), dann gelten genau die gleichen Bedingungen als würde man innerhalb Deutschlands online einkaufen. Klingt gut, oder?

Doch wann ist ein Online-Anbieter bitte "auf Deutschland ausgerichtet"? Das funktioniert zum Beispiel über eine .de-Domain, die Angabe einer deutschen Rufnummer, eine deutsche Sprachauswahl oder die explizite Nennung des Landes als Lieferort. Dabei ist es völlig egal, ob der Online-Shop in der EU oder außerhalb seinen Sitz hat (eine wichtige Unterscheidung, wie wir noch sehen werden).

Gewährleistung beim Einkauf im Ausland

Der Wohnsitz entscheidet!

Im internationalen Handel gilt das Recht des Staates, in dem der Verbraucher seinen Wohnsitz hat, wenn der Unternehmer seine Tätigkeit auf diesen Staat ausrichtet, zum Beispiel durch Auswahlmöglichkeit der Landesprache oder expliziter Erwähnung.

Für das Gewährleistungsrecht bedeutet das ganz konkret: Zeigt sich innerhalb von 2 Jahren ein Mangel bei dem erworbenen Produkt, hat der Kunde ein Recht auf Verbesserung seiner Bestellung (Nachlieferung oder Reparatur). Innerhalb der ersten 6 Monate dieser Frist muss der Verkäufer nachweisen, dass die Ware nicht bereits bei der Lieferung mangelhaft war, danach kehrt sich die Lage um und der Käufer hat die Pflicht des Gegenbeweises.

Im internationalen Handel gilt also generell das Recht des Staates, in dem der Verbraucher seinen Wohnsitz hat, wenn der Unternehmer (wie oben beschrieben) seine Tätigkeit auf diesen Staat ausrichtet. Hiervon kann nicht so ohne weiteres abgewichen werden. Mit einer Ausnahme: Der sogenannten "Rechtswahl". Allerdings darf diese nicht dazu führen, dass der Verbraucher die Rechte seines Heimatlandes verliert.

Gewährleistungsdauer variiert im Ausland

Ein Beispiel gefällig? In Irland ist die Dauer des Gewährleistungsanspruches deutlich höher als hier bei uns (6 Jahre insgesamt). Ein Verbraucher, der in Irland wohnt und in Deutschland bestellt (bei einem Shop, der explizit Kunden von dort anspricht und bedient), hat das Recht auf seine 6 Jahre Gewährleistung. In manch einer AGB taucht zwar der Hinweis "Es gilt deutsches Recht" auf, allerdings ist diese Klausel unzulässig (und kann sogar abgemahnt werden).

Außerdem ist zu beachten, dass es bei einer Nachlieferung oder Reparatur der Waren zu Unterschieden bei den einzelnen Ländern kommen kann (nicht nur bei der Dauer der Gewährleistungsfrist). Während in vielen Staaten von einer "angemessenen Frist" die Rede ist, gilt beispielsweise in Ungarn, dass der Händler innerhalb von 15 Tagen reagieren muss.

Garantien sind generell von Gewährleistungen zu unterscheiden und werden freiwillig vom Shop eingeräumt. Das ist international nicht anders als in Deutschland.

Kein Stolpern über Steuern und Zoll – so gelingt es!

Wenn es um das liebe Geld geht, werden die Ohren gespitzt: Es kostet nämlich unter Umständen ein bisschen mehr, wenn im Ausland gesurft und eingekauft wird. Die Ware wandert ja durch mindestens 2 verschiedene Staaten. Und das ruft das Zollamt auf den Plan. Zumindest unter gewissen Bedingungen. Zuerst gibt es jedoch eine wichtige Frage zu klären: EU oder Nicht-EU?

Die Rahmenbedingungen in der EU

Gut zu wissen!

Beim Online-Einkauf innerhalb der EU gibt es praktisch keine Einschränkungen.

Also gehört das Land des Verkäufers der EU an oder nicht? Dadurch ergeben sich ganz unterschiedliche Bedingungen für den Online-Handel.

Gehört der jeweilige Staat zur EU, wie zum Beispiel Spanien, die Niederlande oder Polen, dann gibt es praktisch keine Einschränkungen bezüglich der zu bestellenden Waren und fast keine Hürden. Fast, ja, denn Arzneimittel bilden hierbei eine Ausnahme: Diese Waren dürfen nicht international bestellt werden.

Ein weiterer Sonderfall sind Alkohol, Kaffee oder Tabak, denn hier fällt die Verbrauchssteuer an, die individuell für die jeweiligen Produkte festgelegt wird und unabhängig vom Warenwert ist. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme: Der liebe Wein ist in Deutschland steuerfrei zugänglich. Alles recht einfach zusammenzufassen.

Außerhalb der EU ist es jedoch nicht immer ganz so simpel.

Bestellen aus Nicht-EU-Ländern: Was muss beachtet werden?

Aufpassen!

Die Magische Zahl: Ab 22 € fallen möglicherweise zusätzliche Kosten an.

Die schlechte Nachricht vorweg: Es fallen in der Regel verschiedene Kosten an.

Die gute Nachricht: Sollte der Warenwert unter 22 € liegen (inklusive Versandkosten), dann ergeben sich auch im Nicht-EU-Ausland keine zusätzlichen Gebühren.

Ab 22 € und bei den bereits angesprochenen Ausnahmen, wie Alkohol, Kaffee und Co. (Verbrauchssteuer, siehe oben), fallen Einfuhrumsatzsteuer und Zollabgaben an. Das ist die theoretische Ausgangslage für den Online-Einkauf in einem Nicht-EU-Land.

Doch wie sieht das nun konkret aus?

Beispiel-Rechnung für Einfuhrumsatzsteuer

An die Versandkosten denken!

Die Versandkosten zählen immer dazu und müssen bei den genannten Zahlenwerten beachtet werden.

Rechnen wir mal ein bisschen: Denken wir an unsere Lieblingsserie aus den USA zurück, die wir bestellen wollten. Eigentlich ein Schnäppchen – 18 € Verkaufspreis! Damit liegen wir unter der magischen Grenze von 22 €, oder?

Grundsätzlich schon, aber nun kommen noch die Versandkosten hinzu. In unserem Fall sind das 7 €. Nach Adam Riese kommen wir so auf 25 €. Dieser Betrag ist nun relevant für die Einfuhrumsatzsteuer (da wir über 22 € gekommen sind), die in Deutschland genauso hoch wie die Mehrwertsteuer ist, nämlich 19 % (Ausnahmen: Bücher und Lebensmittel 7 %). Addieren wir diese Gebühren noch hinzu, ergeben sich unsere Gesamtkosten in Höhe von 29,75 €. Unser Schnäppchen ist nun etwas teurer geworden.

Ab wann fallen Zollgebühren an?

Doch der aufmerksame Leser fragt sich nun: Was ist denn mit den angesprochenen Zollabgaben – wo sind die versteckt? Die Antwort: Ab einem Warenwert von 150 € fallen bei einem Einkauf im Nicht-EU-Land Zollgebühren an. Bei der Höhe spielen unterschiedliche Faktoren mit hinein, wie das Herkunftsland der Bestellung, aber auch der Warenwert und das jeweilige Produkt. Die Zollgebühren werden jedoch erst ganz am Ende hinzugerechnet. Dazu ein weiteres Beispiel.

Beispiel-Rechnung für Zollabgaben

Es soll nun nicht nur eine DVD, sondern die komplette Serie (10 Staffeln) im edlen Schuber bestellt werden. Reiner (angenommener) Verkaufspreis: 180 €. Dazu kommen dann noch die 7 € Versand, worauf wiederum die 19 % Einfuhrumsatzsteuer angerechnet werden. Damit wären wir bei 222,53 €. Und erst ab diesem Betrag wird der Zoll fällig, bei DVDs in Höhe von 3,5 % (eine Auflistung der verschiedenen Produkte findet sich auf den Seiten des Zollamts hier). Somit beläuft sich unser Endbetrag auf ca. 230 €. So kann der reine Warenwert durch Versand, Einfuhrumsatzsteuer und Zoll doch schnell deutlich erhöht werden.

Gut zu wissen!

Es gibt jedoch auch Waren, die komplett abgabenfrei bestellt werden können, beispielsweise Bücher, Spielkonsolen oder Gemälde, um nur einige zu nennen.

Gebiete mit Sonderregelungen

Es gibt jedoch durch die Verstrickung von politischen und geographischen Ländergrenzen noch weitere spezielle Fälle. So gehören beispielsweise die britischen Kanalinseln zu Großbritannien (somit Teil der Zollunion), sind allerdings nicht zugehörig zum Steuergebiet der EU. Was heißt das? Eine Einfuhrumsatzsteuer ist ab 22 € Bestellwert Pflicht, Zollgebühren fallen jedoch nicht an. Gebiete, die nicht der Zollunion angehören, werden dementsprechend genauso besteuert wie Bestellungen aus Nicht-EU-Staaten.

Was ist mit Geschenken?

Wer etwas per Post aus dem Ausland nach Deutschland senden will (z.B. ein Geschenk), muss unter gewissen Umständen ebenfalls Einfuhrabgaben leisten. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn der Warenwert unter 45 € liegt, es keine Bezahlung für die verschickten Produkte gibt und diese rein für den persönlichen Gebrauch im Haushalt des Empfängers genutzt werden. Zwischen 45 € bis 700 € gilt generell ein pauschalisierter Abgabensatz von 17,5 % des Warenwertes. Bier fällt allerdings zum Beispiel nicht unter die Pauschalgebühr, sondern wird einzeln berechnet. Ab 700 € Warenwert sind die jeweiligen Zolltarife maßgeblich.

Technische Probleme im Blick behalten

Doch es kann auch technische Hürden beim Online-Kauf im Ausland geben, was man gut am Beispiel der Vereinigten Staaten illustrieren kann, denn Geräte aus den USA werden z.B. mit einer anderen Netzspannung betrieben (110 Volt), wodurch entsprechende Adapter notwendig sind. Außerdem kann es teilweise zu Einschränkungen durch Ländercodes kommen, wodurch der Gebrauch von DVDs und Blurays erschwert wird. Außerdem sind Computertastaturen anders belegt. Dies sind nur einige Beispiele, die im Hinterkopf behalten werden sollten, wenn man sich im Ausland auf Shoppingjagd begibt.

Gründe für den Online-Einkauf im Ausland

Wie wir bereits gesehen haben, gibt es die eine oder andere Hürde, wenn es um das "Auslandsshopping" geht. Allerdings ist die Tendenz für Cross-Border-E-Commerce dennoch ständig am Wachsen.

Wie kommt das?

Neben der gefühlten Sicherheit, die durch globale Dienstleister, wie zum Beispiel PayPal, etabliert wurde, gibt es besonders 2 wesentliche Gründe, die Kunden zum Auslandskauf motivieren:

  • Grund 1: Der Preis ist heiß. Das Kriterium gilt natürlich nicht nur für den internationalen Markt, aber es ist nun mal immer schön, das eigene Portemonnaie zu schonen (man muss halt nur Steuern, Zoll und Co. miteinkalkulieren).
  • Grund 2: Das Produkt ist in Deutschland (noch) nicht verfügbar. Klare Sache, was ich hier nicht kriege, hole ich mir eben woanders.

Shoppen im Ausland: Worauf achten wir Deutschen?

Als besonders abschreckend empfinden Deutsche Umfragen zufolge die potenziellen Komplikationen mit Garantie, Gewährleistung und Widerruf. Allerdings sind auch die hohen Versandkosten, die im Ausland lauern können, nicht sehr förderlich, sowie Unklarheiten bei den Zollgebühren. Vielleicht haben deshalb trotz wachsender Zahlen nur 40 % aller E-Shopper aus Deutschland bereits in ausländischen Online-Shops gekauft, was dem niedrigsten Wert in ganz Europa entspricht. Dennoch sind wir keine Einkaufsmuffel: Geben wir doch im Durchschnitt am meisten Geld online aus und zwar besonders für Modeartikel, Bücher, Elektrowaren oder Kosmetikprodukte.

Apropos Geld und Bezahlabwicklung: Während im Ausland meist auf PayPal oder Kreditkarten gesetzt wird, favorisieren deutsche Käufer zumeist eine Zahlung auf Rechnung, die jedoch unter Umständen nicht so verbreitet angeboten wird außerhalb der BRD. Bezüglich der Verbraucherrechte müssen sich Kunden innerhalb der EU jedoch keinerlei Sorgen machen, hier gelten die gleichen Spielregeln wie in Deutschland.

Beliebte Shops im Ausland

Wer ist wohl der meistbesuchte Online-Shop, den deutsche Kunden anvisieren, um ihr Wunschprodukt zu finden? Gibt es da etwa eine Überraschung?

Leider nein. Zumindest, was die absoluten Zahlen betrifft. In einer Studie von Anfang 2016 verweist der Online-Gigant amazon.com mit insgesamt über 64 Millionen Aufrufen alle anderen Shops auf ihre Plätze. Ungefähr doppelt so viele Besucher, wie der zweitplatzierte E-Commerce Riese ebay.com, sprechen eine deutliche Sprache. Bei beiden Portalen beträgt der Anteil deutscher Nutzer jeweils 1 %. Spitzenreiter, was diese Statistik angeht, ist gearbest.com mit 3,47 % Anteil deutscher Besucher und insgesamt über 6 Millionen Seitenaufrufen aus Deutschland. Beim Anbieter aus China können Elektronikprodukte bestellt werden, der Shop ist jedoch vollständig in englischer Sprache gehalten.

In Deutschland "nur" auf Platz 5 der Rangfolge (10 Millionen Aufrufe aus Deutschland), aber weltweit direkt auf Platz 3 nach den Platzhirschen mit 2,3 Milliarden Besuchern weltweit (Amazon zum Vergleich: 6,6 Milliarden), ist alibaba.com. Dieser Online-Shop stammt ebenfalls aus China, der Anteil deutscher Nutzer ist hier jedoch geringer mit nur 0,43 %.

Hier können weitere Informationen zur Hitliste und den dort gerankten Webseiten abgerufen werden.

Wichtige Zahlen und Fakten in der Zusammenfassung

Die zentrale Frage: Bestelle ich innerhalb der EU oder außerhalb?

  • Innerhalb der EU = Deutschland (gleiche Verbraucherrichtlinien, kein Zoll, maximal Verbrauchssteuer)
  • Außerhalb der EU = Einfuhrumsatzsteuer + Zollgebühren (Je nach Produkt (Link), ab 150 € Warenwert)
  • Einfuhrumsatzsteuer (in Deutschland): 19 % (Bücher und Lebensmittel 7 %), ab 22 € Warenwert

Meistbesuchte Shops deutscher Kunden im Ausland:

Quelle

  • Platz 1: amazon.com
  • Platz 2: ebay.com
  • Platz 3: aliexpress.com
  • Platz 4: amazon.co.uk
  • Platz 5: alibaba.com
  • Platz 6: allegro.pl
  • Platz 7: gearbest.com
  • Platz 8: asos.com
  • Platz 9: amazon.fr
  • Platz 10: ebay.fr

Gewährleistungsfristen in Europa:

  • 2 Jahre: Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechische Republik, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Slowakei und Spanien

  • 3 Jahre: Schweden

  • 5 Jahre: Schottland

  • 6 Jahre: Irland, England, Wales, Nordirland

  • Abhängig von der Lebensdauer des Produktes: Finnland und Niederlande

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Fazit

Wer auf bestimmte Waren nicht warten mag, sie im deutschen Raum nicht findet oder zu einem besonders günstigen Preis online einkaufen möchte, der wagt sich gerne auch ins Ausland – Internet und Technik sei Dank! Innerhalb von wenigen Klicks einmal die Welt umrunden und den Warenkorb füllen, das hat schon was. Grundsätzlich auch kein Problem! Wichtig ist nur das Bewusstsein, dass sich manches vom Einkauf im "heimischen" Online-Shop unterscheidet und das unter Umständen Steuern und Zölle den Preis vermiesen können.

Tipp zum Mitnehmen

Nur in Shops einkaufen, die explizit deutsche Kunden ansprechen!