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Paydirekt - Die deutsche Antwort auf PayPal?

Viele Kunden nutzen beim Shopping im Internet bekannte und moderne Zahlungsarten wie PayPal oder klassische Varianten wie Vorkasse, Lastschrift sowie Rechnung. Seit Ende 2015 gibt es mit dem Online-Bezahlverfahren paydirekt der deutschen Sparkassen und Banken noch einen weiteren Kandidaten, der auf dem Markt mitmischt und dabei auf "Made in Germany" setzt. In diesem Artikel soll nun genauer beleuchtet werden, wie dieses Verfahren genau funktioniert, was seine Vorteile (und evtl. Nachteile) sind und vor allem, wie sicher diese Methode ist.

Was ist paydirekt überhaupt genau?

Bei paydirekt handelt es sich um das Online-Bezahlverfahren der deutschen Sparkassen und Banken. Beteiligt sind unter anderem die Commerzbank, die ING DiBa, die Targo Bank, die Sparkasse, die Volksbanken Raiffeisenbanken und viele weitere. Mit dieser Zahlungsart kann online bereits in über 8000 Shops eingekauft werden – unter anderem bei so großen Anbietern wie otto.de, mediamarkt.de, deichmann.de oder cewe-fotobuch.de. Zudem besitzt das Verfahren (zumindest theoretisch) eine große Reichweite: Potenziell können es nämlich rund 50 Million Girokonto-Inhaber in Deutschland nutzen.

Nice to know

Auch im Fohlenshop (dem Fanstore des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach) kann mit paydirekt eingekauft werden.

Der große Unterschied zu anderen Bezahldiensten (wie z.B. PayPal): Bei paydirekt handelt es sich nicht um einen Drittanbieter, sondern um eine Zusatzfunktion des Girokontos. Um dieses Verfahren nutzen zu können, brauchen die Kunden also lediglich ein Girokonto bei einer teilnehmenden Bank oder Sparkasse sowie einen Onlinebanking-Zugang. Die Registrierung erfolgt ganz einfach durch die Festlegung eines Nutzernamens sowie eines Passworts. Danach können die Käufer ganz normal auf Online-Shoppingjagd gehen und beim Check-Out paydirekt als gewünschte Zahlungsart auswählen. Sie werden daraufhin automatisch zu paydirekt.de weitergeleitet und brauchen sich nur mit ihren Zugangsdaten einzuloggen und die Zahlung mit einem Klick zu bestätigen.

Welche Vorteile bietet paydirekt?

Laut den Erfindern ist paydirekt "die perfekte Kombination aus einfach, sicher und bequem", aber stimmt dies auch? Dass es einfach ist, mit dieser Methode zu bezahlen, wurde bereits im vorherigen Abschnitt geklärt, aber welche weiteren Vorteile bietet paydirekt noch?

  • Der Preis: Für Endkunden ist die Nutzung von paydirekt kostenlos
  • Transparenz: Da das Geld direkt vom Girokonto abgebucht wird, hat man immer einen guten Überblick darüber, wie viel zur Verfügung steht (und kann im Fall der Fälle den Kreditrahmen des Kontos auch entsprechend einsetzen).
  • Kurze Wege: Es wird kein Drittanbieter für das Bezahlen benötigt.
  • Schnelligkeit: Das Verfahren ist schnell – der Händler erhält nämlich direkt die Bestätigung der Zahlung (sowie die Gutschreibung zum nächstmöglichen Geschäftstag). Und auch die Besteller dürfte dies freuen, da der Händler das bestellte Produkt direkt versenden kann und die Käufer somit nicht lange auf ihre Ware warten müssen.
  • Zahlungsgarantie: Dank der direkten Überprüfung des Betrags am Girokonto der Kunden besteht für die Händler eine unmittelbare Zahlungsgarantie.
  • Rabatte: Für die Kunden gibt es neben den offensichtlichen noch weitere Vorteile – bei vielen Onlineshops erhalten sie nämlich bei der Nutzung dieser Zahlungsart Rabatte als Belohnung.
  • Einfache Rückabwicklung: Sollte die gekaufte Ware doch einmal nicht gefallen und es zu einer Retoure kommen, stellt auch die Zahlungsrückabwicklung kein Problem dar – im Falle einer Erstattung wird das Geld nämlich wieder direkt auf das Girokonto zurückgebucht. Die Besteller sparen sich so den oftmals mühsamen Rücktransfer über den Umweg eines anderen Kontos.
  • Einfacher und sicherer Geldtransfer per App: Seit Juli 2017 können die Kunden auch Geld an Freunde oder Bekannte per paydirekt-App senden (dies ist durch eine persönliche PIN oder einen Fingerabdruck bestens geschützt). Zudem werden die Nutzer mithilfe der App über sämtliche Kontoaktivitäten in Echtzeit informiert. Außerdem können hierüber potenzielle Betrugsfälle einfacher erkannt und gemeldet werden.

Wie sicher ist paydirekt?

Nun kommen wir jedoch zur alles entscheidenden Frage: Wie sicher ist das Online-Bezahlverfahren der deutschen Sparkassen und Banken? Da es sich bei paydirekt um einen Anbieter "Made in Germany" handelt, gelten die hohen Datenschutzanforderungen und Sicherheitsstandards der Deutschen Kreditwirtschaft. Die gesamte Abwicklung erfolgt über reale Konten bei deutschen Sparkassen und Banken – wer mit paydirekt online einkauft, kann also auf die gewohnte Sicherheit seiner Bank oder Sparkasse zurückgreifen. Die Kundendaten werden nur nach strengsten Bankenstandards verschlüsselt übermittelt und nicht an Dritte (auch nicht an den Händler!) weitergegeben – das heißt sie bleiben, wo sie sind: beim Kunden und bei der Bank/Sparkasse. Zudem besteht keine Möglichkeit, dass Dritte auf das Online-Banking oder andere Konten des Kunden zugreifen können.

In der Regel ist für eine Bezahlung per paydirekt zwar keine TAN nötig, bei ausgewählten Vorgängen (z.B. bei der Verwendung einer abweichenden Lieferanschrift) wird neben den "normalen" Zugangsdaten (Benutzername und Passwort) zur zusätzlichen Absicherung aber eine TAN abgefragt – wie es die Kunden bereits vom normalen Online-Banking gewohnt sind.

Des Weiteren bietet paydirekt (genauso wie PayPal) einen Käuferschutz. Das heißt, wenn ein Händler die bestellte Ware nicht liefert, können die Käufer innerhalb einer 30-tägigen Frist im Kundenportal auf paydirekt.de den Käuferschutz einfordern, woraufhin sich der Anbieter unmittelbar mit dem betreffenden Händler in Verbindung setzt, um eine Lösung zu finden.

Mögliche Nachteile

Eines der größten Probleme, mit denen paydirekt zu kämpfen hat, ist der Zeitpunkt der Einführung – gut 10 Jahre später als z.B. der große Konkurrent PayPal (den es bereits seit 2004 in Deutschland gibt), wodurch es einen massiven Vorsprung an Bekanntheit und Akzeptanz aufzuholen gilt. Außerdem ist paydirekt bisher nur in Deutschland verfügbar; eine europäische bzw. weltweite Verbreitung ist zwar geplant, aber noch in weiter Ferne. Und obwohl man mit diesem Verfahren theoretisch 50 Millionen Kunden erreichen könnte, die ein Girokonto besitzen, nutzen es momentan nur rund 1,7 Millionen Kunden in Deutschland. Das liegt allerdings auch daran, dass es momentan (noch) nicht häufig genug in Onlineshops als Bezahlmethode angeboten wird.

Der Anbieter versuchte in jüngster Vergangenheit mit einer eher fragwürdigen Methode gegen diese geringe Nachfrage anzugehen: Vielen Sparkassenkunden, die bis zu einem bestimmten Stichtag nicht widersprochen haben, wurde nämlich automatisch ein inaktives Paydirekt-Nutzerkonto "untergejubelt", das nur noch mit einem Klick aktiviert werden muss. Ob die Bekanntheit bzw. die aktive Nutzung mit dieser Vorgehensweise allerdings wirklich gesteigert werden kann, ist umstritten.

PayPal ist die unangefochtene Nr.1

Bei den Online-Bezahldiensten hat PayPal ganz klar die Nase vorne. Alle anderen Anbieter (auf den Plätzen 2 bis 5: Sofort, Amazon Pay, Giropay und paydirekt) hatten zuletzt zusammen nur einen Marktanteil von 5 %, während PayPal allein auf rund 18 % kommt.

Quelle

Ein weiterer Punkt, der von einigen als Nachteil empfunden werden könnte, ist die Tatsache, dass Kreditkarten bei paydirekt keine Rolle spielen. Sie können hier nicht als Zahlungsmittel hinterlegt werden, da eine automatische Verknüpfung mit dem Girokonto stattfindet. Die Kunden müssen die Ware sofort bezahlen – wodurch es sich de facto bei paydirekt also um Vorkasse handelt, da sich die Käufer bei ihrer Bank oder Sparkasse mit den Zugangsdaten einloggen und direkt das Geld überweisen.

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A K

Fazit

Auch wenn das Online-Bezahlverfahren der deutschen Sparkassen und Banken natürlich noch weit weg ist von der Bekanntheit und den Nutzerzahlen vom großen Konkurrenten PayPal, stellt paydirekt für deutsche Kunden trotzdem eine durchaus lohnenswerte bzw. attraktive Alternative dar. Das Verfahren stillt den Wunsch nach einer einfachen und bequemen Bezahlung im Internet und erfüllt zugleich höchste Sicherheitsanforderungen. Bisher ist es nämlich die einzige Internet-Zahlungsmethode, die über keinen Drittanbieter läuft, sondern direkt mit dem Girokonto des Kunden verknüpft ist. Außerdem unterliegt es den Regularien der Deutschen Kreditwirtschaft, die (z.B. im Hinblick auf den Datenschutz) zu den strengsten weltweit gehören. Und wie allgemein bekannt ist, führt Sicherheit zu weniger Kaufabbrüchen und somit zu einem höheren Umsatz (was natürlich vor allem die Händler freuen dürfte).